Gespräch mit jungen ehrenamtlich Engagierten und Auszubildenden über ihre Situation in der Corona-Pandemie

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 17. März 2021

Der Bundespräsident und Elke Büdenbender haben am 17. März acht junge Menschen zu einem virtuellen Gespräch über ihre Situation in der Pandemie begrüßt: "Unser Land braucht Sie, die Jungen, die gut Ausgebildeten, gerade jetzt besonders dringend! Wir brauchen Ihren jugendlichen Optimismus und Ihre Kreativität, Ihr Engagement, Ihren Tatendrang, um nach Corona die großen Zukunftsfragen wieder stärker und erfolgreicher anzupacken, als uns das im Verlauf der Krise gelungen ist."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender im digitalen Gespräch mit acht jungen ehrenamtlich Engagierten und Auszubildenden über ihre Situation in der Corona-Pandemie

Meine Frau und ich begrüßen Sie alle ganz herzlich zu dieser mittäglichen Gesprächsrunde – wir freuen uns wirklich darüber, dass Sie sich ein bisschen Zeit genommen haben, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn wir uns hier in Berlin hätten treffen können. Das ist leider aufgrund der Pandemie nicht möglich. So freuen wir uns, dass wir wenigstens auf diese Weise zusammenkommen.

Sie alle gehören zu einer Generation, die unter wirklich schwierigen Bedingungen ins Berufsleben starten muss. Gerade Sie, die Jungen, treffen die Folgen der Corona-Pandemie mitunter besonders hart. Ich glaube, dass das ein wenig untergegangen ist in dieser Krisenzeit, und deshalb ist es mir, deshalb ist es uns beiden ein ganz besonderes Anliegen, immer wieder mit jungen Menschen aus ganz Deutschland zusammenzukommen, zu sprechen, von ihnen zu erfahren, wie es ihnen geht in dieser Zeit der Pandemie, was sie erlebt haben. Und das möchten meine Frau und ich auch heute mit Ihnen – acht jungen Menschen – so machen: Wir sind gespannt zu hören, was Sie erlebt haben, zu hören von Ihren Befürchtungen, von Ihren Hoffnungen und von Ihren Wünschen.

Wir können uns sehr gut vorstellen: Für Sie alle hat sich der Alltag sicher komplett verändert. Allein zu Hause lernen, und das seit Monaten; praktisch nur noch online studieren, ohne Praktika und Experimente machen zu können; eine Ausbildung durchlaufen, aber unter Corona-Bedingungen und ohne die wichtigen praktischen Teile und ohne den so notwendigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Wie geht das alles? Wie laufen die Prüfungen ab? Wie finde ich einen Ausbildungsplatz? Wird mich mein Betrieb übernehmen, wenn er selbst ums Überleben kämpft? Das sind alles ganz existenzielle, ganz wichtige Fragen, auf die es einfache Antworten nicht gibt.

Unter so schwierigen Bedingungen ins Berufsleben zu starten – ich ahne, das treibt Sie alle sehr um, und ich ahne auch, wie sehr Sie unter den Kontaktbeschränkungen leiden, selbst wenn die jetzt für einige Wochen etwas gelockert waren.

Eines hat mich, hat uns bei den bisherigen Gesprächen mit jungen Leuten ganz besonders beeindruckt. Egal, ob es sich um Schülerinnen und Schüler, Auszubildende oder Studierende handelte, die hier von ihren Schwierigkeiten erzählt haben, die erzählt haben, dass sie sich ausgebremst fühlen: Alle haben darauf bestanden, keinesfalls als Generation Corona oder als verlorene Generation abgestempelt zu werden; das wollte niemand. Mich interessiert natürlich sehr, ob Sie das genauso sehen und ob ein bisschen Zuversicht geblieben ist für Ihre eigene Zukunft.

Sie alle, die jungen Menschen in unserem Land, haben enorme Solidarität in dieser Krise gezeigt, das hat uns sehr beeindruckt. Das hat uns ganz besonders deshalb beeindruckt, weil ich weiß, dass viele Ihrer Lebenspläne, Ihrer Träume, Ihrer Hoffnungen sich verzögert haben im Laufe dieses Jahres, manche sich vielleicht völlig zerschlagen haben. Sie alle haben tiefe Einschnitte auf sich genommen, um die besonders Gefährdeten, die Älteren in dieser Corona-Krise zu unterstützen. Deshalb sage ich als Bundespräsident: Jetzt ist es an uns, an den Älteren, Solidarität mit Ihnen zu zeigen, damit Sie nicht noch länger ausgebremst sind, sondern möglichst gut und vor allem möglichst schnell in Ihre Zukunft starten können.

Leider erleben wir zurzeit wieder Rückschläge im Kampf gegen das Corona-Virus. Wir hatten uns das alle anders erhofft, aber – die dritte Welle hat begonnen, und sie setzt insbesondere Kitas, Schulen, Universitäten erneut unter enormen Druck, und die Ausbildungsbetriebe nicht weniger.

Ich hoffe sehr, dass unsere Bildungseinrichtungen – mit der tatkräftigen Hilfe von Bund und Ländern – flexible Lösungen finden, die verhindern, dass Betreuung, Bildung und Begegnung jetzt schmerzhaft und flächendeckend wieder abgebrochen werden. Das, hoffe ich, wird nicht der Fall sein. Was wir brauchen, sind kluge, regional passende Lösungen, die zum einen die besorgniserregende Pandemielage sehr ernst nehmen – zum anderen aber die genauso schwerwiegenden Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Land mit in den Blick nehmen. Ich weiß, wir wissen: Monatelang durften viele junge Menschen nicht in die Kita, nicht in die Schule gehen. Wenn sie nun als erste wieder zurückstecken müssen, bleibt das nicht ohne spürbare soziale und bildungspolitische Folgen, und deshalb gehören diese bei der Entscheidung über Schließungen mit in die Waagschale.

Ich bin von einem zutiefst überzeugt: Unser Land braucht Sie, die Jungen, die gut Ausgebildeten, gerade jetzt besonders dringend! Wir brauchen Sie, wir brauchen Ihren jugendlichen Optimismus und Ihre Kreativität, Ihr Engagement, Ihren Tatendrang, um nach Corona die großen Zukunftsfragen wieder stärker und erfolgreicher anzupacken, als uns das im Verlauf der Krise gelungen ist.

Einige von Ihnen, liebe Gäste unseres Gesprächs heute, zeigen Solidarität auch auf ganz besondere Weise: Sie engagieren sich auch in dieser Krisenzeit ehrenamtlich, tun etwas für andere Menschen. Sie tragen zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bei, und auch das beeindruckt mich!

Wenn wir alle etwas gelernt haben in dieser Zeit der Pandemie, dann ist es doch das: wie verletzlich wir als Menschen, als Gemeinschaft sind und wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Wie wichtig Solidarität und Zusammenhalt gerade auch in einer Krise sind.

Ich bin sehr gespannt, was Sie uns von Ihren Erfahrungen zu berichten haben.