Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2021

Schwerpunktthema: Rede

Darmstadt, , 10. Oktober 2021

Bundespräsident Steinmeier hat zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises an Katrin Böhning-Gaese und Hans Joosten am 10. Oktober in Darmstadt eine Ansprache gehalten: "Wir brauchen mehr Forschung, die Grundlagen legt für politische Debatten, die aber auch neue Technologien und Anwendungen entwickelt. Wir brauchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihr Wissen und ihre Ideen in demokratische Verfahren einbringen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2021 eine Ansprache

Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises ist jedes Jahr ein fester Termin im Kalender des Bundespräsidenten, und es war die Pandemie, die im letzten Herbst Unvorstellbares zur Folge hatte: Zum ersten Mal in meiner Amtszeit konnte ich den Umweltpreis nicht persönlich überreichen, weil das Virus damals den Besuch in Hannover verhindert hat. Dieses Jahr ist das zum Glück anders, der Entwicklung von Impfstoffen sei Dank. Es tut gut, dass wir wieder persönlich zusammentreffen können. Und es ist wichtig, weil nur aus Begegnung und Austausch, nur aus Gemeinsamkeit Veränderung entstehen kann. Und Veränderung ist dringend notwendig! Ich freue mich sehr, heute hier in Darmstadt zu sein; herzlichen Dank für die Einladung.

In diesem Sommer, mitten in der Pandemie, hat eine Umweltkatastrophe unser Land erschüttert, eine Katastrophe, die sich viele in diesem Ausmaß nicht haben vorstellen können. Anhaltender Starkregen und Überflutungen haben im Ahrtal und an der Erft, nur 200 Kilometer westlich von hier, eine ganze Region verwüstet. Fast 200 Menschen sind ums Leben gekommen, Tausende haben ihr Haus, ihr Hab und Gut verloren, und viele bangen um ihre Existenz. Ich werde nachher, gleich nach dieser Preisverleihung, nochmals dorthin fahren, nach Ahrweiler, Mayschoß und Grafschaft, um mir ein Bild von den Aufräumarbeiten zu machen und um den Betroffenen zu sagen: Auch wenn die Fernsehkameras mittlerweile weitergezogen sind – Ihr seid nicht vergessen. Euer Land hat Euch Hilfe versprochen, und diese Hilfe, sie muss kommen!

Verheerende Regenfälle in Mitteleuropa, sengende Hitze und Waldbrände rund um das Mittelmeer – die Bilder von den Katastrophen in unserer Nachbarschaft haben auch denen, die es bisher nicht wahrhaben wollten, auf ganz schreckliche Weise gezeigt: Die Folgen des Klimawandels sind auch bei uns in Europa angekommen. Sie sind sichtbar, schmerzhaft spürbar, sie treffen uns alle. Aber wir müssen uns auch klarmachen: Sie treffen Menschen in den ärmeren Ländern des Südens schon jetzt weitaus härter. Und sie werden zukünftige Generationen umso brutaler treffen, je weniger wir jetzt tun.

Pandemie und Hochwasser haben uns spüren lassen, wie verletzlich wir sind. Sie haben uns begreifen lassen, dass wir uns zu sehr in Sicherheit gewiegt haben, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Wir müssen jetzt handeln, wir müssen schneller, wir müssen entschlossener handeln. Wenn wir nicht konsequent umsteuern, würden wir die Lebensbedingungen auf unserem Planeten unwiederbringlich zerstören. Wir wissen das, und deshalb haben wir uns gerade auch in Deutschland anspruchsvolle Ziele gesetzt. Doch die Lücke zwischen unseren Zielen und unserem konkreten Handeln ist nach wie vor deutlich zu groß. Diese Lücke zu schließen, das ist die große Aufgabe jeder denkbaren neuen Regierung, aber das ist auch unser aller Aufgabe: Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft, jede und jeder Einzelne!

Ich freue mich, dass wir heute eine Wissenschaftlerin und einen Wissenschaftler auszeichnen, die auf dem weiten Feld des Klima- und Artenschutzes wirklich Herausragendes geleistet haben. Beide wecken Bewusstsein dafür, was alles nötig ist, um biologische Vielfalt zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen. Und beide machen zugleich anschaulich und leben uns auf beeindruckende Weise vor, was alles möglich ist, wie viel wir gemeinsam bewegen können.

Das große Thema unserer ersten Preisträgerin ist ein besonders dringliches. Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planeten sind vom Aussterben bedroht, weil wir Menschen Raubbau an der Natur betreiben. Wir roden Wälder im Übermaß, beuten Böden aus, setzen giftige Pflanzenschutzmittel ein, fangen zu viele Fische, verschmutzen die Meere mit Plastikmüll.

Liebe Frau Professorin Böhning-Gaese, Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute genauer wissen, welche Ursachen das Artensterben hat und was wir dagegen tun können. Sie konnten nachweisen, welchen Einfluss die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Bodens, der Umbruch von Wald zu Ackerland oder der Klimawandel auf komplexe Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen tatsächlich haben. Und Sie haben Modelle entwickelt, mit denen sich vorhersagen lässt, wie sich Ökosysteme in den kommenden Jahrzehnten verändern werden.

Ihr besonderes Interesse, ich sollte besser sagen: Ihre große Leidenschaft gilt dabei den Vögeln. Sie haben gezeigt, wie wichtig in den Tropen bestimmte Vogelarten für den Erhalt von Landschaften und ganzen Ökosystemen sind, weil sie Samen ausbreiten und Pflanzen bestäuben. Ihre Forschung macht uns immer wieder die Wechselwirkungen in der Natur klar: Klimaschutz ist Artenschutz, aber Artenschutz ist eben auch Klimaschutz.

Sie konnten auch dokumentieren, dass die Zahl der Tier- und Pflanzenarten, vor allem der Vögel und Insekten, in deutschen und in europäischen Agrarlandschaften seit Jahrzehnten sinkt, nicht zuletzt, weil zu viele Brachen, Wiesen und Weiden industriell bewirtschafteten Äckern und Stallhaltung gewichen sind.

Es ist Ihr Verdienst, liebe Frau Böhning-Gaese, das Thema der biologischen Vielfalt ins öffentliche Bewusstsein gehoben und auf die politische Tagesordnung gesetzt zu haben. Und es ist Ihr Verdienst, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig eine vielfältige Natur auch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ist.

Als Wissenschaftlerin bringen Sie dabei nicht nur unterschiedliche Disziplinen zusammen, sondern suchen auch das Gespräch mit der Gesellschaft. Sie gehen neue Wege, um biologisches Wissen verständlich zu vermitteln, gerade auch den jungen Menschen. Damit fördern Sie nicht nur den Artenschutz, Sie stärken auch das Vertrauen in die Wissenschaft, das wir in unserer Demokratie so dringend benötigen.

Was ich besonders beeindruckend finde: Sie beschwören keine Ängste herauf und verbreiten keine düstere Untergangsstimmung. Ganz im Gegenteil, Sie stecken andere an mit Ihrer Begeisterung für die Natur, für die Vogelkunde, für Streifzüge durch Berge und Flusstäler.

Liebe Frau Böhning-Gaese, ich bin mir ganz sicher, Sie werden noch viele Menschen für den Artenschutz begeistern. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement, für Ihren Enthusiasmus, für Ihre Entdeckungsfreude. Meine herzlichen Glückwünsche zum Deutschen Umweltpreis!

Der zweite Wissenschaftler, den wir heute auszeichnen, bringt uns einen ganz besonderen Klimaschützer näher, nämlich das Moor. Sie, lieber Herr Professor Joosten, haben als einer der Ersten erkannt, wie wichtig gesunde, nasse Moore für den Klimaschutz sind, weil sie der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen und es dauerhaft im Boden binden. Und Sie haben erkannt, wie schädlich es ist für Klima und biologische Vielfalt, dass Moorböden in den vergangenen Jahrzehnten auf riesiger Fläche entwässert wurden, um sie land- oder forstwirtschaftlich zu nutzen.

Seit Jahren appellieren Sie eindringlich an Politik und Gesellschaft, Moore zu renaturieren und so einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Artenschutz zu leisten; nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sind Sie dafür unterwegs. Es ist ganz besonders Ihnen zu verdanken, dass seit den Neunzigerjahren politische Grundlagen für den Moorschutz gelegt werden.

Wegweisend sind vor allem Ihre Ideen, wie Moore zugleich geschützt und landwirtschaftlich genutzt werden können. Paludikultur lautet der schöne Fachbegriff, den Sie geprägt haben. Es geht darum, auf nassen Mooren Pflanzen wie Moose oder Rohrkolben anzubauen, die sich als Blumenerde, ökologische Baustoffe oder zur Produktion von Bioenergie verwerten lassen. Im besten Fall können wir so gleich drei Ziele auf einmal erreichen: Treibhausgase reduzieren, Artenvielfalt fördern und neue Einkommensquellen für Landwirte schaffen.

Lieber Professor Joosten, es zeichnet Sie aus, dass Sie nicht nur ein großartiger Moorforscher sind, sondern auch ein Moorschützer mit politischem Weitblick. Unermüdlich setzen Sie sich für die Umsetzung Ihrer Idee einer klimaneutralen Moorwirtschaft ein, bringen Politik, Landwirte, Naturschützer und Vertreter der Torfindustrie immer wieder zusammen.

Nicht zuletzt machen Sie vielen Menschen in unserem Land die einsame, weite und artenreiche Landschaft der Moore zugänglich, die Sie seit Ihrer frühen Kindheit fasziniert. Wir brauchen Menschen wie Sie, die uns die Natur erleben, erspüren und begreifen lassen! Denn nur wenn wir die Natur mehr schätzen, mehr verstehen lernen, werden wir unser Verhalten tatsächlich verändern.

Lieber Professor Joosten, nicht nur die Moore der Welt, auch wir alle haben Ihnen viel zu danken. Auch Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Umweltpreis!

Unsere Preisträgerin und unser Preisträger führen uns einmal mehr vor Augen: Es gibt keinen Grund, in Angst zu erstarren und auf die Apokalypse zu warten. Klimawandel und Artensterben sind nicht unser Schicksal. Wir können etwas tun, um gemeinsam in eine klimaneutrale und artenreiche Zukunft zu gehen – dank des wissenschaftlichen Fortschritts, den Sie hier repräsentieren, dank technologischer und wirtschaftlicher Innovationen, dank Engagement und Gemeinsinn, aber auch dank unserer Fähigkeit, umzulernen und unser Leben zu ändern. Und vieles geschieht ja auch schon.

Zugleich machen uns unsere beiden Ausgezeichneten aber auch bewusst, wie komplex die Aufgabe ist, an wie vielen Stellen wir ansetzen, wie viele Hebel wir in Bewegung setzen müssen. Was wir vor uns haben, das ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel, eine große Transformationsaufgabe, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft: die Art, wie wir Energie erzeugen, Mobilität gestalten, Landwirtschaft betreiben, industrielle Güter produzieren, Wohnungen bauen, Abfall entsorgen, wie wir reisen, wie wir einkaufen, wie wir uns ernähren.

Wir wissen, dieser Wandel hat längst begonnen, die Anfänge sind gemacht, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft. Und es besteht auch wahrscheinlich weitgehend Einigkeit darüber, dass wir mehr, viel mehr tun müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Wenn es aber um die Frage geht, wie der Weg in eine klimaneutrale Zukunft aussehen soll, dann prallen immer noch unterschiedliche Wahrnehmungen und Interessen aufeinander, dann wird klar, dass die Transformation auch soziale Konflikte mit sich bringt.

Wie es gelingen kann, dass wir uns als Gesellschaft gemeinsam auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft machen, wie wir unser großes Ziel erreichen können, ohne gesellschaftlichen Zusammenhalt als Voraussetzung für Freiheit und Demokratie zu gefährden, wie wir das hinkriegen, das ist eine der größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre, und das nicht nur für eine neue Regierung .

Denn der Übergang in eine klimaneutrale Zukunft kann nicht von einer Avantgarde allein bewältigt werden, er muss von einer ganzen Gesellschaft getragen werden, und das auf Dauer. Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen, gerade auch die jungen, sich am Wandel beteiligen, dass sie ihre Sicht der Dinge einbringen können. Nur dann, wenn Bürgerinnen und Bürger sich als Beteiligte sehen, werden sie weitreichende Entscheidungen tatsächlich mittragen. Entscheidungen, die in einer Demokratie naturgemäß immer auch wieder Mehrheitsentscheidungen sein müssen. Die Jungen sind wichtig; gleichzeitig muss sich demokratische Politik nicht zuletzt auch denen zuwenden, die mit dem Wandel nicht so leicht Schritt halten können, die in der Phase des Übergangs um ihren Arbeitsplatz, ihren Beruf, ihren Wohlstand fürchten müssen. Nur wenn wir Kosten und Gewinne des ökologischen Umbaus fair verteilen, nur dann werden wir die Veränderungen auch wirklich gemeinsam voranbringen.

Zusammenarbeit und Solidarität brauchen wir auch über Grenzen hinweg. Zuletzt gab es klimapolitische Signale, die hoffnungsvoll stimmen, aus den USA, auch aus China, zuletzt, vielleicht sogar etwas überraschend, auch aus der Türkei Ich hoffe, dass auf der Biodiversitätskonferenz in Kunming, die morgen beginnt, starke gemeinsame Beschlüsse gelingen. Und wir brauchen dann im November einen Durchbruch bei der Klimakonferenz in Glasgow! Beide Konferenzen sind eine Chance, der Welt zu zeigen, dass die Politik aus der Pandemie gelernt hat, dass sie nicht einfach in die alte Spur zurückkehrt, dass sie nicht zurückfällt in nationale Egoismen. Das und nichts weniger ist die historische Aufgabe von Glasgow.

Aber es ist nicht nur die Politik, die jetzt handeln muss. Wir brauchen mehr Forschung, die Grundlagen legt für politische Debatten, die aber auch neue Technologien und Anwendungen entwickelt. Wir brauchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihr Wissen und ihre Ideen in demokratische Verfahren einbringen, die gleichwohl versuchen sollten, Unterschiede in der Verantwortung von Wissenschaft einerseits und Politik andererseits nicht einzuebnen – ganz so, wie es unsere Preisträgerin und unser Preisträger vorleben, wie es auch unsere beiden Nobelpreisträger vorleben, die letzte Woche ausgezeichnet wurden, der Klimaforscher Klaus Hasselmann für seine Grundlagenforschung zur globalen Erwärmung, der Chemiker Benjamin List für seine Entdeckungen, die die chemische Industrie umweltfreundlicher machen. Eine großartige Auszeichnung für die beiden persönlich, für ihre Arbeit, auch für unser Wissenschaftsland, zu der ich den beiden Preisträgern und wir alle miteinander auch von hier aus heute noch einmal ganz, ganz herzlich gratuliere. Und natürlich brauchen wir nicht nur eine exzellente Wissenschaft, sondern auch gesellschaftliche Aufgeschlossenheit für neue Technologien und Verfahren zum Schutz der Umwelt.

Wir wissen, in vielen Wirtschaftsbranchen läuft der Wandel zur klimaneutralen Produktion längst auf Hochtouren. Auf dem Feld der Umwelttechnologien zählen deutsche Unternehmen weltweit zu den führenden Anbietern. Aber wir müssen noch mehr Unternehmerinnen und Unternehmern Planungssicherheit bieten und sie überzeugen, dass ökologische Investitionen sich lohnen, weil sie unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig machen, weil sie Arbeitsplätze und den Wohlstand auch in der Zukunft sichern. Ich wünsche mir, dass wir den wirtschaftspolitischen Aufbruch nach der Corona-Krise dazu nutzen, Anreize für ökologisches Wirtschaften zu stärken, damit wir etwa auch die Ökologisierung der Landwirtschaft vorantreiben.

Wir wissen aber auch, dass es mit neuen Technologien und Verfahren allein nicht getan ist. Wenn wir das Klima schützen und die biologische Vielfalt erhalten wollen, dann müssen wir auch unser Verhalten ändern, jede und jeder Einzelne. Es gibt viele Menschen in unserem Land, die im Alltag längst selbst Verantwortung übernehmen, indem sie zum Beispiel umweltbewusst einkaufen, weniger Fleisch essen, weniger Lebensmittel verschwenden. Und viele, sehr viele engagieren sich seit Jahren für den Umweltschutz, sei es in der eigenen Nachbarschaft oder weltweit. Es gibt so viele Menschen in unserem Land, die sich längst auf den Weg gemacht haben, auf den Weg in eine bessere, nachhaltigere Zukunft!

Und auch vielen anderen mangelt es nicht an Interesse für Umweltthemen, nicht an der Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen. Aber es gibt bei den meisten von uns noch eine Kluft zwischen Einsicht und Handeln. Ja, es ist schwierig, es ist unbequem, manchmal anstrengend, liebgewordene Konsum- oder Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Umso wichtiger ist es, dass wir uns im Alltag bewusst machen können – etwa durch CO2-Rechner oder die Kennzeichnung von Produkten –, welche ökologischen Folgen unser Handeln hat, damit wir selbstbestimmt umsteuern können.

Vor allem müssen wir mit dem Irrtum aufräumen, Klima-, Arten- und Umweltschutz hätten vor allem mit Verzicht, Enthaltsamkeit und vor allen Dingen Freudlosigkeit zu tun. Das Gegenteil ist doch der Fall. Der ökologische Wandel verschafft uns mehr Lebensqualität. Er gibt uns mehr Freiheit durch Mobilität, die keine Umweltressourcen verbraucht; er macht uns unabhängig vom aufwändigen und konfliktträchtigen Abbau fossiler Brennstoffe; er vermeidet einschneidende Unwetterkatastrophen und verschont unsere Volkswirtschaft vor kostenträchtigen Großschäden; er erspart uns Umweltkrankheiten und lässt uns gesünder und länger leben; er öffnet uns und denen, die nach uns kommen, eine gute Zukunft.

Ich bin überzeugt: Wir haben allen Grund zur Zuversicht. Gerade in der Pandemie haben wir erfahren, dass diese Gesellschaft die Kraft zum Umsteuern hat. Und wir haben erfahren, wie viel Gemeinsinn, entgegen aller Skepsis, in dieser Gesellschaft immer noch steckt. Mir macht diese Erfahrung Hoffnung für den Aufbruch in eine klimaneutrale Zukunft. Und Menschen wie Sie, liebe Preisträgerin, lieber Preisträger, Menschen wie Sie machen uns nicht nur Mut, dass dieser Aufbruch gemeinsam gelingen kann. Sie zeigen auch, dass er Freude macht, dass wir Lust auf Zukunft haben dürfen, wenn wir jetzt mit neuer Anstrengung fortsetzen, was wir begonnen haben, wenn wir entschiedener handeln, rascher handeln, wenn wir in den kommenden Jahren die Wende tatsächlich schaffen.

Liebe Frau Böhning-Gaese, lieber Herr Joosten, ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem es Menschen wie Sie gibt. Und ich freue mich, Sie heute mit dem Deutschen Umweltpreis auszeichnen zu können. Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden, und vor allen Dingen unser aller Dank!