Velkommen til Berlin! Det er en stor ære for min kone og mig at byde Hendes Majestæt og Hans Kongelige Højhed velkommen til Bellevue Slot i dag.
Vor knapp fünf Monaten, Majestät, haben wir uns zuletzt gesehen, bei unserem gemeinsamen Besuch in Nordschleswig. Meine Frau und ich erinnern uns gut und gern an die herzliche Gastfreundschaft, die Ihre Majestät, der Kronprinz, die Ministerpräsidentin sowie die Bürgerinnen und Bürger von Sønderjylland uns damals erwiesen haben.
Wir waren dort, um gemeinsam an die friedliche Grenzziehung zwischen unseren beiden Ländern im Jahr 1920 zu erinnern. Die Menschen im lange umstrittenen Grenzgebiet hatten vor mehr als einem Jahrhundert, kurz nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges, in demokratischen Abstimmungen darüber entschieden, zu welchem der beiden Länder sie gehören wollen.
Bis heute, in einer Zeit, in der sogar auf dem europäischen Kontinent Konflikte über Grenzen und Territorien wieder aufflammen, steht diese friedliche Grenzziehung als leuchtendes Beispiel für einen Weg heraus aus Zwistigkeiten und Zerwürfnissen, als Beispiel für die Befriedung eines Konflikts, der viele Generationen gespalten hatte.
Strahlend hell schien die Sonne an diesem 13. Juni 2021, und ich werde den Tag nicht vergessen, so eindrucksvoll und bewegend war er: der Festgottesdienst im wunderbaren Dom von Hadersleben; die Zeremonie auf den Düppeler Schanzen, mit Ihrer Majestät im weißen Kleid, das fast ein wenig an den Einzug des Königspaares, ihrer Großeltern, im Jahr 1920 erinnerte; dann der Festakt im modernen Kulturzentrum von Sønderborg; und schließlich die große Ehre, mit Ihrer Majestät auf der stolzen Jacht Dannebrog am Kai vor dem Schloss zu Abend zu essen.
Es war ein Festtag der dänisch-deutschen Freundschaft und der guten Nachbarschaft unserer beiden Länder. Ich danke Ihrer Majestät für dieses Zeichen.
An diesem 13. Juni 2021 konnten wir auch sehen, wie wichtig in einer Demokratie der Umgang mit der Minderheit ist, wenn die Mehrheit eine Entscheidung fällt. In Dänemark geht das so weit, hab‘ ich gelernt, dass fast die gesamte dänische Faustball-Nationalmannschaft aus Angehörigen der Deutschen Minderheit besteht.
Und auch für Deutschland war und ist es wichtig, die Interessen der dänischen Minderheit mitzubedenken und ihr besondere Rechte bei der demokratischen Mitgestaltung einzuräumen. Zum ersten Mal seit 1953 hat vor wenigen Wochen wieder ein Abgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbands seinen Platz als Mitglied des Deutschen Bundestages eingenommen.
Das Wunder, das vor allem nach 1945 auf beiden Seiten dieser Grenze gelang, ist bis heute das Unterpfand unserer Freundschaft. Aus der trennenden Linie wurde über die Jahre und Jahrzehnte ein starkes Band, das Verbindung schafft. Die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland steht auch für das große Glück der Deutschen, unsere Nachbarn heute Freunde nennen zu dürfen.
Unser gemeinsames Glück hat heute einen Namen: Europa. Ein freies und friedliches Europa ohne Schlagbäume und Grenzmauern, ein demokratisches und liberales Europa, das die Rechtsstaatlichkeit und die Rechte von Minderheiten wahrt.
Es stimmt: Oft ringen wir Europäer um den richtigen Weg, sei es im Umgang mit Flucht und Migration – Ihre Majestät und ich werden morgen im Rückblick auf die gemeinsame Geschichte viel darüber erfahren, zum Beispiel beim Besuch der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Oder wir ringen um den richtigen Weg im Umgang mit der Corona-Pandemie oder in anderen großen und kleinen Sachfragen der Politik.
Aber im Kern ruht unser Europa auf der Überzeugung, die auch an der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland zu Frieden und Freundschaft geführt hat: demokratische Mehrheitsentscheidungen und starke Rechte für Minderheiten, Gleichheit vor dem Gesetz und eine unabhängige Justiz, Freiheit für jeden Einzelnen und Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Diese Werte, Majestät, sollten wir uns für die Zukunft bewahren – und ich kann Ihnen versichern: Wie die bisherigen wird sich auch eine neue deutsche Bundesregierung dafür einsetzen, diese Werte in Europa zu erhalten.
Wie kaum ein anderes Staatsoberhaupt in Europa hat Ihre Majestät die Höhen und Tiefen des europäischen Projekts miterlebt. Im kommenden Jahr feiert Dänemark das 50. Jubiläum Ihrer Regentschaft. Und fast ebenso lang – seit Ihrem ersten Staatsbesuch im Jahre 1974 – beehrt Ihre Majestät unser Land durch regelmäßige Besuche. Dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark in den Jahrzehnten Ihrer Regentschaft zu einer engen und vertrauensvollen Freundschaft entwickelt haben, daran haben Sie, verehrte Königin Margrethe, großen Anteil.
Für diesen unschätzbaren persönlichen Beitrag Ihrer Majestät zu den deutsch-dänischen Beziehungen bin ich sehr dankbar, sind wir Deutsche dankbar! Ganz im Sinne dieser Dankbarkeit, bitte ich Sie nun, Ihr Glas mit mir zu erheben: Auf Europa, auf Demokratie und Freiheit, auf das Wohl Ihrer Majestät und des dänischen Volkes – und auf gute Nachbarschaft, auf die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern. Skål!