Kann man ein Adventskonzert schöner beginnen als mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach? Auch die zweite Melodie unseres diesjährigen Adventskonzerts haben Sie sicher herausgehört – ebenfalls neu arrangiert für diesen Abend – In Dulci Jubilo. Es ist eines unserer ältesten überlieferten Weihnachtslieder, ein festliches, ein fröhliches Lied, das über die Jahrhunderte hinweg viele Komponisten inspiriert hat.
Nun jauchzet und seid froh – ich könnte mir vorstellen, dass die meisten von Ihnen so nur schwer empfinden können in dieser Adventszeit des Jahres 2021. Dass viele von Ihnen sich vielleicht eher Trost wünschen, von dem man in der zweiten Strophe des Liedes hört. Wie sehr hatten wir uns doch alle gewünscht, dass diese Adventszeit eine hellere sein möge als die vor einem Jahr. Dass wir wieder unbeschwerter zusammenkommen könnten, auf Weihnachtsmärkten, in Kirchen und Konzertsälen, im Kreis von Freunden und Familie. Leider ist unser Land erneut in einer ernsten Lage.
Auch dieser Abend, dieses Adventskonzert im Schloss Bellevue, steht im Zeichen der Pandemie – Gäste können wir heute im Saal leider nicht begrüßen. Es ist meiner Frau und mir aber eine große Freude, wunderbare Musiker, das Ensemble unter der Leitung von Benny Brown, willkommen zu heißen. Und ich begrüße auch Sie überall im Land sehr herzlich, die Sie uns jetzt digital zugeschaltet sind.
Das Programm unseres heutigen Abends spannt einen weiten Bogen durch die Jahrhunderte – vom ausgehenden Mittelalter bis in unsere Gegenwart hinein. Altes, Althergebrachtes verbindet sich mit Neuem, Modernem, und das gleich in doppelter Hinsicht. Altes und Neues: Das war nicht nur der Leitgedanke bei der Auswahl der Lieder. Dieser Spannungsbogen prägt auch die musikalische Interpretation dieser Lieder. Lassen Sie sich überraschen!
Und dieser Spannungsbogen prägt auch das Ensemble selbst, das Sie gleich hören werden: Sehr erfahrene Musiker treffen sich mit jungen. Freuen Sie sich also auf Benny Brown am Klavier, an der Trompete und am Flügelhorn – er wird Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, auch durch den Abend führen. Freuen Sie sich auf Felix Behrendt am Kontrabass und Hauke Renken am Vibraphon. Freuen Sie sich auf die Harfenistin und Sängerin Nora-Elisa Kahl und den Schlagzeuger Bastian Menz. Vielen Dank, dass Sie alle heute Abend hier bei uns sind.
Danken möchten wir, meine Frau und ich, mit diesem Konzert auch den vielen Menschen, die uns im vergangenen Jahr – in diesem schwierigen, herausfordernden Jahr – unterstützt haben im Amt, mit ihrer Tatkraft, ihrem Rat, mit Anregungen und Ideen. Wir hätten Ihnen allen sehr gerne ganz analog Danke gesagt. Aber das lässt die Pandemie leider nicht zu.
Unser Dank gilt heute auch allen, die in einem Bereich tätig sind, der von der Pandemie besonders hart getroffen wird: die Kultur. Viele Menschen, die im Kulturbereich arbeiten, werden auch in diesem Winter um ihre Existenz kämpfen müssen. Aber damit nicht genug: Auch die Aussichten für die Zeit nach diesem zweiten Pandemiewinter sind noch ungewiss – für viele freie und städtische Museen und Bühnen, aber auch für Clubs geht es ums Überleben. Sie brauchen unsere persönliche Unterstützung. Und sie brauchen die Unterstützung aus den öffentlichen Haushalten. Denn wir alle brauchen Kultur. Sie ist vielen von uns Heimat. Sie stärkt uns als Gesellschaft, weil sie uns ins Gespräch miteinander und über uns selbst bringt. Das brauchen wir – gerade jetzt.
Kultur hat keine Aufgabe – aber sie kann aufklären, unterhalten, trösten, ermutigen und vieles mehr. Ein bisschen von alledem werden Sie auch während unseres heutigen Abends erleben. Genießen Sie es! Ich wünsche Ihnen überall im Land ein wunderbares, ein spannendes Konzert und eine Adventszeit, die uns Mut und Zuversicht schöpfen lässt!