Mit tiefer Trauer habe ich die Nachricht vom Tod Ihrer Majestät Königin Elizabeth II vernommen.
Königin Elizabeth war eine Frau, die ein Jahrhundert geprägt hat, im Vereinigten Königreich und darüber hinaus weltweit. Sie hat Zeitgeschichte erlebt und Zeitgeschichte geschrieben. Ihre Majestät genoss auf der ganzen Welt höchstes Ansehen und Respekt. Bei uns hier in Deutschland wurde sie bewundert und verehrt.
Millionen Deutsche fühlen sich heute in Trauer und herzlicher Anteilnahme mit den Menschen im Vereinigten Königreich verbunden. Ihre natürliche Autorität, ihre immense Erfahrung, ihre vorbildliche Pflichterfüllung werden uns in lebendiger Erinnerung bleiben. Ihr Tod ist ein tiefer Einschnitt, das Ende einer Epoche.
Die vergangenen sieben Jahrzehnte hat Königin Elizabeth II als Regentin gewirkt und die Politik des Vereinigten Königsreichs in guten wie in schweren Tagen begleitet. Erst im Juni dieses Jahres hat sie ihr Platin-Jubiläum begangen – unter der großen und freudigen Anteilnahme Ihres Landes und von Millionen Menschen weltweit, auch in Deutschland.
Ihre Majestät hat die Geschicke Ihres Landes behutsam und doch allenthalben spürbar mitbestimmt, sein Ansehen gemehrt, ihm mit selbstloser Disziplin ein Leben lang gedient. Sie hat die Einheit des Landes repräsentiert und verkörperte Kontinuität und Gewissheit in Zeiten, in denen das Vereinigte Königreich gewaltige Veränderungen durchlebt hat.
Frieden und Freiheit waren auf dem Europäischen Kontinent nie selbstverständlich und nie garantiert. Das führt uns der Krieg Russlands gegen die Ukraine schonungslos vor Augen. Königin Elizabeth II hat Krieg erlebt, hat aber auch erlebt, dass Krieg in Europa überwunden werden kann. Und sie hat selbst dazu beigetragen, die Wunden des Krieges zu heilen. Großbritannien hat Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht – und die Hand der Versöhnung war auch die Hand der Königin. Der Staatsbesuch Ihrer Majestät Königin Elizabeth II im Jahr 1965 ist eines der wichtigsten und wirkmächtigsten Symbole für die nach dem Krieg entstandene britisch-deutsche Freundschaft. Für die junge Bundesrepublik Deutschland war diese Reise ein unschätzbar wichtiges Signal der Versöhnung nach zwei verheerenden Weltkriegen, nach der Schuld, die mein Land auf sich geladen hatte. Auch ihre folgenden Besuche und Staatsbesuche, später auch im wiedervereinten Deutschland, werden wir Deutschen in dankbarer Erinnerung behalten.
Deutschland trauert um die Königin. Wir bleiben ihrem Vorbild von Freundschaft, Frieden und Humanität verpflichtet. Meine Frau und ich sind zutiefst dankbar für die Begegnungen, die wir mit ihr haben durften, und behalten sie in ehrender Erinnerung. Wir sind ihr dankbar, dass sie unserem Land stets freundschaftlich verbunden war.
Mein Mitgefühl und das der deutschen Bevölkerung gilt auch besonders ihrer Familie. Ich wünsche Ihnen, König Charles, in diesen Tagen Kraft, Gottes Segen und eine glückliche Hand für die große Aufgabe, die jetzt auf Sie übergegangen ist.