Festakt zum 90. Geburtstag von Charlotte Knobloch

Schwerpunktthema: Rede

München, , 30. Oktober 2022

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat beim Festakt zum 90. Geburtstag von Charlotte Knobloch am 30. Oktober in München die Festrede gehalten: "Sie, liebe Frau Knobloch, haben diesem Land so viel gegeben [...] Sie sind im Herzen und im Kopf eine überzeugte Demokratin. Sie wissen, wie gefährdet eine Demokratie ist, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger sich nicht zu ihr bekennen [...] und wenn die Werte, auf denen sie gründet, missachtet und schließlich zerstört werden."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die Festansprache beim Festakt zum 90. Geburtstag von Charlotte Knobloch in der Hauptsynagoge Ohel Jakob in München

Ich stehe vor Ihnen – als stolze Deutsche. Liebe, verehrte Charlotte Knobloch, es war still, sehr still im Plenarsaal des Deutschen Bundestags, als Sie diese Worte sagten. Diese Worte, die Sie an den Beginn Ihrer Rede am 27. Januar vergangenen Jahres in der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus stellten. Worte, die bis heute nachhallen. Welches Bekenntnis einer Frau, die als Kind verfolgt, gedemütigt, terrorisiert wurde, die unendliches Leid erlebt hat. Ich stehe vor Ihnen – als stolze Deutsche. Welche Kraft liegt in diesem Satz. Welcher Mut. Und wieviel Kraft, wieviel Mut gehört dazu, verehrte Frau Knobloch, vor den Abgeordneten des Deutschen Bundestags an die dunkelsten Jahre des eigenen Lebens, Ihres Lebens zu erinnern, sich selbst und uns alle!

Ihre Worte damals haben mich zutiefst bewegt. Und es bewegt mich nicht weniger, heute an diesem Festakt teilnehmen zu dürfen. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude, heute an diesem ganz besonderen Tag, an diesem Festtag zu sprechen, an dem wir zusammengekommen sind, um Sie zu Ihrem 90. Geburtstag zu ehren. Haben Sie ganz herzlichen Dank für die Einladung! Neunzig Jahre! Welche Lebensspanne, welch ein Lebensweg!

Liebe Frau Knobloch, wir kennen uns seit vielen Jahren. Jahre, in denen sich unsere Wege immer wieder gekreuzt haben. Ich erinnere mich an viele Begegnungen, an die eher fröhlichen wie beim Besuch des wunderschönen Zentrums der Israelitischen Kultusgemeinde hier in München, aber es waren wohl zumeist ernste Gedanken und Sorgen, die uns zusammengebracht haben. Häufig Jahrestage, an denen wir gemeinsam erinnerten, Yad Vashem, die Befreiung Auschwitz, Holocaust-Gedenktag. Beunruhigend oft ging es in den letzten Jahren um den wachsenden Antisemitismus in unserem Land, ging es um Übergriffe gegenüber Juden und antisemitische Hetze. Und es ging leider auch um perfide Angriffe, um abscheuliche Drohungen gegen Sie persönlich.

Tief in mein Gedächtnis hat sich unser gemeinsamer Besuch in Breslau im Jahr 2014 eingegraben: die berührende Zeremonie in der Synagoge Zum Weißen Storch bei der seit 1945 ersten Ordinierung von vier in Deutschland ausgebildeten Rabbinern in Polen. Zuletzt haben wir gemeinsam bei einem Gedenkakt der Opfer des furchtbaren Attentats bei den Olympischen Spielen 1972 gedacht. Und ich glaube, wir waren beide gleichermaßen dankbar und erleichtert, dass kurz vor diesem Gedenken eine Verständigung mit den Hinterbliebenen der Opfer gefunden wurde und wir gemeinsam mit den Angehörigen und dem israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog an die elf ermordeten israelischen Sportler erinnern konnten. Bund, Land und der Stadt München gilt mein aufrichtiger Dank!

Danken möchte ich Ihnen, liebe Frau Knobloch, heute für all diese Begegnungen und Gespräche, für Briefe zur rechten Zeit, für gemeinsame Reisen und vieles mehr. Sie, liebe Charlotte Knobloch, zeichnet eine Gabe aus, die ich immer wieder erleben und bewundern durfte: Sie sind eine feinfühlige und geduldige Zuhörerin – und zugleich eine kluge Analytikerin und Ratgeberin. Rat, den ich oft gesucht und bei Ihnen gefunden habe. Ich habe es vor einem Jahr bei der Verleihung der Leo Baeck Medaille in New York gesagt, und ich möchte es heute hier noch einmal direkt zu Ihnen sagen: Ich bin zutiefst dankbar für das Geschenk Ihrer Freundschaft, die Sie so vielen von uns, auch mir persönlich gewährt haben! Es ist ein kostbares Geschenk. Ohne Menschen wie Sie wäre auch ich heute ein anderer.

Wir sind heute hier zusammengekommen, um eine Frau zu ehren und zu feiern, die wir alle schätzen und bewundern – wegen ihrer Kraft, ihrer Stärke, ihrer Energie, ihrer Beharrlichkeit, und ja, auch wegen ihres Charmes. Sie ist uns allen ein Vorbild wegen ihres nie nachlassenden Engagements für die Versöhnung zwischen Juden und Nichtjuden – und ihrem so selbstverständlichen Einsatz für unsere Demokratie. Sie, liebe Frau Knobloch, sind eine Versöhnerin und eine leidenschaftliche, streitbare Demokratin – und das schließt sich nicht aus, im Gegenteil: Sie zeigen in Ihrem täglichen Wirken seit Jahrzehnten, wie sehr beides zusammengehört.

Sie stehen für etwas, das nicht weniger als ein Wunder ist: dass in unserem Land jüdisches Leben wieder aufgeblüht ist, dass neue Synagogen und neue Lehrstätten entstanden sind, dass jüdisches Leben heute wieder vielfältig und in die Zukunft orientiert ist. Jüdisches Leben, das es seit 1.700 Jahren in unserem Land gab und wieder gibt, daran haben wir 2021 in einem wunderbaren Festjahr erinnert.

Sie, liebe Frau Knobloch, haben das Menschheitsverbrechen der Shoah überlebt – und sich als Deutsche jüdischen Glaubens mit Ihrer ganzen Kraft dafür eingesetzt, dass hier in Ihrer Heimatstadt München, dass in ganz Deutschland wieder erstehen konnte, was ein für alle Mal beendet schien.

Sie alle kennen das zutiefst resignierte Fazit des großen Leo Baeck, der nach seiner Befreiung aus dem KZ Theresienstadt 1945 feststellte, dass die Epoche der Juden in Deutschland ein für alle Mal vorbei sei. Nichts lag näher nach dem Mai 1945, nach der Ermordung von sechs Millionen Juden, ermordet im deutschen Rassenwahn. Welch unendliches Glück für unser Land, dass es anders kam! Zu verdanken haben wir das auch Ihnen, liebe Frau Knobloch.

Ja, auch Sie hätten allen Grund gehabt zu Bitterkeit, zu Resignation. Ja, auch Sie hätten allen Grund gehabt, diesem Land – Ihrem Land – den Rücken zu kehren. Und das hatten Sie ja eine Zeit lang auch vor, als junge Frau. Zusammen mit Ihrem Mann, ebenfalls ein Überlebender des Holocaust, zusammen mit Samuel Knobloch, Ihrer großen, ein Leben lang dauernden Liebe, wollten Sie erst nach Australien, später nach Amerika auswandern.

Und doch, Sie sind geblieben, haben hier eine Familie gegründet, hier in München, trotz all des Furchtbaren, das Sie hier als Kind erlebt haben. In Ihrem geliebten München, das Sie wieder als Ihre Heimat ansehen – Heimat, noch so ein großes Bekenntnis.

Ich kann kaum ermessen, welch ein unendlich weiter, schmerzhafter Weg es für Sie war bis zu diesen Bekenntnissen. Bis zu Ihrem Satz Ich bin eine stolze Deutsche. Für Sie, die Sie erlebt haben, als Kind plötzlich ausgestoßen zu sein, plötzlich anders zu sein, weil Sie jüdischen Glaubens waren. Für Sie, die Sie erlebt haben, dass die eigene Mutter die Familie verließ, weil sie dem Druck des NS-Terrors nicht gewachsen war.

Für Sie, die Sie erlebt haben, wie sich das Leben immer mehr verdunkelte, von Tag zu Tag, wie die Bedrohung, die Angst, der Terror immer größer wurden; wie Ihr Vater Fritz Neuland, ein angesehener und bekannter Münchner Rechtsanwalt und dekorierter Weltkriegsteilnehmer, wie dieser deutsche Patriot die Zulassung verlor, wie er schikaniert, bedroht, immer wieder verhaftet wurde.

Für Sie, die Sie erlebt haben, erleben mussten, wie Ihre über alles geliebte Großmutter Albertine Neuland Sie verließ, verlassen musste, angeblich um auf Kur zu gehen. Aber Sie waren zu klug. Sie wussten schon in jenem Augenblick, was das bedeutete. Ein Abschied für immer. Albertine Neuland wurde deportiert, deportiert nach Theresienstadt. Sie sollte nicht zurückkehren. Jener Tag im Juni 1942 war das Ende Ihrer Kindheit, so haben Sie es immer wieder geschildert.

Einen Tag später mussten Sie auch noch die letzten Bindungen hinter sich lassen, um als Zehnjährige unter falschem Namen in einer fränkischen Bauernfamilie zu leben. Als Lotte Hummel, das angebliche uneheliche Kind, der Bankert, wie man in Bayern sagt, von Kreszentia Hummel. Und das ohne Hoffnung, den Vater jemals wiederzusehen. Sie haben immer wieder erzählt, wie hart und wie einsam diese drei Jahre für Sie waren. Aber auch, wieviel Sie dieser Zenzi Hummel verdanken, die Sie aufnahm und damit ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Familie aufs Spiel setzte.

Ihre Rettung, so sagen Sie es selbst, war eine Aneinanderreihung von Wundern.

Ja, Sie und auch Ihr Vater, gezeichnet nach Jahren der Zwangsarbeit, Sie hatten wie durch ein Wunder überlebt. Aber auch jetzt kamen schwere Jahre. Als junges Mädchen haben Sie die Wahrheit über den Völkermord der Nationalsozialisten erfahren. Ich bin – ich darf Sie zitieren – mit Geschichten von Tod und Vernichtung, aber auch mit den Geschichten derer, die überlebt hatten, groß geworden. Vor der Machtergreifung gab es in München eine große, blühende jüdische Gemeinde. Die US-Truppen fanden bei der Befreiung weniger als einhundert jüdische Überlebende in der Stadt vor. Die große Hauptsynagoge war bereits im Sommer 1938 auf Befehl Hitlers zerstört worden – als eine der ersten in Deutschland. Nach dem Krieg wurde die frühere Synagoge in der Reichenbachstraße Anlaufpunkt für die Jüdinnen und Juden Münchens. Wir lebten in einem selbstgewählten Ghetto im Land der Mörder, so haben Sie einmal gesagt. Kein Zusammenleben, sondern ein schweigsames Nebeneinander war es mit dem nichtjüdischen Umfeld.

Ja, wir Deutschen sind am 8. Mai 1945 von den Alliierten befreit worden. Es war eine Befreiung von außen. Bis zu unserer inneren Befreiung, bis das große Schweigen durchbrochen wurde, wie es Esther Bejarano bezeichnet hat, sollten viele Jahre vergehen. Erst ganz allmählich konnte aus dem Nebeneinander ein neues Miteinander entstehen.

Sie, liebe Frau Knobloch, Sie haben trotzdem nicht resigniert. Trauer, Schmerz, Verzweiflung, Einsamkeit, die haben Sie immer begleitet. Aber was Sie uns geschenkt haben, ist unvorstellbar groß: Darauf durften die Deutschen nicht hoffen, nach allem, was Ihnen und Ihrer Familie angetan wurde. Sie haben sich für dieses, für unser, für Ihr Land entschieden. Sie begannen, sich zu engagieren für dieses Land. Erst in der Gemeinde hier in München, dann in Ämtern, die vor Ihnen noch keine Frau innehatte, an der Spitze der Israelitischen Kultusgemeinde München, später im Zentralrat der Juden. Sie wirkten nicht nur in unsere Gesellschaft hinein, sondern auch international, im Jüdischen Weltkongress, im Europäischen Jüdischen Kongress. Sie haben Brücken gebaut über die Abgründe unserer Geschichte hinweg. Immer haben Sie das Gespräch, den Dialog gesucht für Versöhnung, für ein friedliches, aufgeklärtes Miteinander der Religionen.

Könnte es ein schöneres Sinnbild dafür geben als diesen Ort? Sie, liebe Frau Knobloch, hatten davon geträumt, dass die jüdische Gemeinde von München wieder erblüht – und das ist sie. Aber Sie hatten noch einen Traum. Die Jüdinnen und Juden Münchens sollten wieder einen schönen, einen würdigen Ort bekommen, an dem sie zusammenkommen können, und das im Herzen der Stadt. Einen Ort, der ausstrahlt, der zum Ort der Begegnung wird für alle Münchnerinnen und Münchner und für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Wie schön sind Deine Zelte, Jakob, dieses Bibelwort hat Sie geleitet, so habe ich gelesen.

Dass der Traum Wirklichkeit wurde, dass dieses wunderbare Ensemble hier auf dem Sankt-Jakobs-Platz 2006 eingeweiht werden konnte, das haben wir Ihnen zu verdanken. Dafür haben Sie jahrelang gekämpft, mit Entschlossenheit und Überzeugung, gegen alle Hindernisse. Und wir alle wissen, wie entschlossen Sie sein können, nicht nur beim Synagogenbau. Ja, die jüdische Gemeinde ist wieder im Herzen der Stadt, im Herzen der Gesellschaft angekommen. Welches Glück ist Ohel Jakob für die Stadt München! Welches Glück für unser Land!

Sie, liebe Frau Knobloch, haben diesem Land so viel gegeben. Sie sind ein Füllhorn der Mitmenschlichkeit, eine, die sich aufreibt für ihre Aufgabe, eine aufgeklärte Patriotin und eine Freundin des Landes, in das so viele Juden aus Europa fliehen mussten; das Land, in dem viele Überlebende aus Europa Schutz gefunden hatten: Israel. Und Sie sind im Herzen und im Kopf eine überzeugte Demokratin. Sie wissen, wie gefährdet eine Demokratie ist, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger sich nicht zu ihr bekennen, wenn sie nicht für sie eintreten oder gar ihre Institutionen und Repräsentanten bekämpfen. Sie wissen, was es bedeutet, wenn eine Demokratie von innen geschwächt wird und wenn die Werte, auf denen sie gründet, missachtet und schließlich zerstört werden. Was es heißt, gedemütigt, verfolgt, entrechtet, entmenschlicht zu werden. All das haben Sie selbst erfahren.

Weil Sie das wissen, teilen Sie Ihre Erinnerung mit uns, in Reden wie der im Bundestag, in Ihrer bewegenden Autobiographie, in Gesprächen und Auftritten, bei ungezählten Besuchen in Schulen. Als eine der noch lebenden Zeitzeuginnen geben Sie den Stab der Erinnerung weiter an die, die Ihnen so besonders wichtig sind: die jungen Menschen. Oder um es in Ihren eigenen Worten zu sagen: Damit Geschichte Geschichte bleibt und sich nicht wiederholt. Damit Nie wieder nicht Jetzt wieder wird.

Sie mahnen uns: Die Erinnerung darf kein Ende haben! Das ist es, was Sie den Nachgeborenen auftragen.

Sie sind eine gewichtige, wichtige, eine hochgeschätzte Stimme in unserem Land, Sie scheuen nicht klare, deutliche Worte, Sie sind kritisch und, wenn es sein muss, auch unbequem. Zu mahnen, das begreifen Sie als eine der Aufgaben derer, die überlebt haben und die wissen, was Menschen Menschen antun können. Und gerade in einer Zeit wie der jetzigen, in der unsere Demokratie in vielen westlichen Demokratien, aber auch bei uns stärker angefochten wird, brauchen wir Sie, braucht unser Land Ihre Stimme.

Ja, jüdisches Leben ist in Deutschland wieder aufgeblüht, und darüber freuen wir uns. Aber zugleich zeigt sich der Antisemitismus in den letzten Jahren wieder unverhohlener und offener, auf der Straße, auf Schulhöfen und vor allem grölend und pöbelnd im Netz. Wie sehr hat es mich erschüttert, dass ausgerechnet in unserem Land ein Rechtsextremer am höchsten jüdischen Feiertag einen Anschlag auf eine vollbesetzte Synagoge verübt hat. Wenige Stunden nach dem Attentat war ich gemeinsam mit Dr. Schuster in dieser Synagoge in Halle, und wir haben mit den Angehörigen der Gemeinde gesprochen. Uns war klar: Es war nur eine alte Holztür, die eine noch größere Katastrophe verhindert hatte. Es macht mich zornig, wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder verhöhnt, herabgewürdigt, gewaltsam angegriffen werden. Es ist deprimierend, dass jüdische Einrichtungen eines immer noch höheren Schutzes bedürfen.

Es kann darauf nur eine Antwort geben: Wir dürfen keinerlei Antisemitismus in unserem Land dulden, den offenen nicht und auch nicht den, der sich unter anderen Überschriften versteckt. Und nie wieder dürfen wir die jüdische Gemeinschaft im Stich lassen. Die Stimme gegen Judenhass zu erheben, das ist nicht allein Sache der Jüdinnen und Juden in unserem Land. Das ist Sache aller Menschen, die hier leben. Wir alle gemeinsam müssen diesen Kampf führen!

Unsere Demokratie muss wehrhaft sein – das hat uns der 24. Februar sehr bewusst gemacht. Dieser 24. Februar, an dem eine atomar bewaffnete Macht mit dem Angriff auf ein unabhängiges Nachbarland den brutalsten Eroberungskrieg seit 1945 in Europa entfesselt hat, dieser Tag markiert einen Epochenbruch. Wir alle sind erschüttert von diesem Krieg, der so viel Leid, so viel Zerstörung für die Menschen in der Ukraine bringt. Aber der russische Angriff gilt nicht nur der Ukraine. Es ist auch ein Angriff auf alle liberalen Demokratien, auf alles, wofür auch wir Deutsche stehen. Darauf kann es nur eine Antwort geben: Wir müssen unsere Demokratie schützen und verteidigen, wir müssen wehrhafter werden, nach außen ebenso wie nach innen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Demokratie und ihre Institutionen geschwächt und ausgehöhlt werden von den Feinden der Demokratie!

Eine wehrhafte Demokratie, genau das ist es, was Sie sich wünschen, liebe Frau Knobloch. Weil Sie wissen, wie stark die Feinde der Demokratie werden, wie schnell sich Hass und Intoleranz ausbreiten können. Weil Sie wissen, wohin Antisemitismus und jede Form von Menschenverachtung führen. Weil es gilt – wie Sie immer wieder sagen –, den Anfängen zu wehren.

Passen Sie auf unser Land auf – das war Ihre Bitte damals an Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer im Bundestag, an alle Bürgerinnen und Bürger. Es ist Ihr Auftrag, der Auftrag einer stolzen Deutschen an uns. Mögen wir ihm gerecht werden!

Liebe, verehrte Frau Knobloch, ich werde nicht schweigen, solange ich fähig sein werde, ein Wort zu sagen, haben Sie einmal gesagt. Ich betrachte das als ein Versprechen. Als Bundespräsident und ganz persönlich möchte ich Ihnen heute von Herzen danken für alles, was Sie für unser Land getan haben. Sie sind ein Glück für unser Land! Meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 90. Geburtstag!