Empfang zum Thema Energiewende und Nachhaltigkeit

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 29. März 2023

Im Rahmen des Staatsbesuchs aus dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland hat Bundespräsident Steinmeier am 29. März in Schloss Bellevue einen Empfang zum Thema Energiewende und Nachhaltigkeit mit einer Ansprache eröffnet: "Diese nächsten Jahre erfordern deshalb eine enorme Kraftanstrengung. Wir werden deutlich mehr tun müssen als bisher. Und wir müssen dabei noch schneller sein. Aber die gute Nachricht lautet: Wir haben es selbst in der Hand."

Bundespräsident Steinmeier spricht zum Thema Energiewende und Nachhaltigkeit während König Charles III. und Bundesminister Robert Habeck zuhören.

Es ist mir eine große persönliche Freude und eine große Ehre, Sie, König Charles III., gemeinsam mit Königin-Gemahlin Camilla heute zum Staatsbesuch in Deutschland begrüßen zu dürfen! Dieser Besuch, Ihre überhaupt allererste Auslandsreise als neuer König, verehrte Majestät, ist eine großartige persönliche Geste – und zugleich ein wichtiges Zeichen für die deutsch-britischen Beziehungen. Denn heute, auf den Tag genau sechs Jahre, nachdem Großbritannien den Austritt aus der Europäischen Union begann, schlagen wir ein neues Kapitel auf. Gemeinsam, als Freunde und Partner, schauen wir jetzt nach vorn – und deshalb beginnen wir diesen Staatsbesuch sehr bewusst mit einem Thema, das entscheidend ist für unser aller Zukunft auf diesem Planeten: die Menschheitsaufgabe von Nachhaltigkeit, Energiewende und Klimaschutz.

Meine Damen und Herren, so bedeutend und so historisch gewachsen die deutsch-britischen Beziehungen sind: Erst in diesem Jahr werden unsere Länder wortwörtlich miteinander verbunden. 2023 beginnen die Bauarbeiten für ein Unterwasserkabel zwischen der Isle of Grain und Wilhelmshaven – und schon in wenigen Jahren wird dann erstmals Strom zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland fließen.

Diese erste, direkte Elektrizitätsverbindung zwischen unseren beiden Ländern, zwischen zwei der größten Energiemärkte Europas ist ein Schlüsselprojekt: Wir sichern die Versorgung, indem wir Nachfrageschwankungen gegenseitig ausgleichen – und wir speisen vor allem Strom aus erneuerbaren Quellen ein. Auch wenn man das Stromkabel, tief unten am Grund der Nordsee verborgen, nicht sehen wird, dieser erste, direkte Stromtransport zeigt deutlich, wie eng Deutschland und das Vereinigte Königreich gemeinsam daran arbeiten, unsere Volkswirtschaften klimaneutral zu gestalten.

Für mich ist das ein ermutigendes Beispiel – wie auch Ihr Besuch in Deutschland, Majestät, uns allen eine Ermutigung ist.

Der Erhalt eines lebenswerten Planeten hat Sie, Majestät, schon früh zum Handeln bewogen. Denn es geht um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit, um einen lebenswerten Planeten für uns, für unsere Kinder und alle künftigen Generationen. Indem wir heute hier zusammenkommen, senden wir auch eine Botschaft an unsere Bürgerinnen und Bürger: Wir sehen die dramatische Dringlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel. Und wir nehmen diese Aufgabe an.

Viele der Entscheidungen, die notwendig sind, um die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zu erreichen, müssen bereits in diesem Jahrzehnt greifen. Für Deutschland heißt das: Vor uns liegen sieben intensive Jahre, in denen wir unsere Emissionen reduzieren, die Wirtschaft und den Verkehr modernisieren, unsere Häuser und Wohnungen energieeffizienter gestalten müssen.

Diese nächsten Jahre erfordern deshalb eine enorme Kraftanstrengung. Wir werden deutlich mehr tun müssen als bisher. Und wir müssen dabei noch schneller sein. Aber die gute Nachricht lautet: Wir haben es selbst in der Hand. Wir kennen und wir haben die meisten Technologien, die wir auf dem Weg zur Klimaneutralität brauchen. Wir können jetzt die Voraussetzungen schaffen für den Wohlstand von morgen.

Majestät, meine Damen und Herren, ich bin dankbar, dass König Charles III. sich bereits sehr früh für gesunde Ernährung, für Nachhaltigkeit und Klimaschutz eingesetzt hat. Von Ihrer Überzeugung, Majestät, profitieren auch wir heute.

Ich freue mich auch, dass so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Berlin Energy Transition Dialogue zu dieser Begegnung hierher nach Bellevue gekommen sind. Die Energiewende ist eine globale Aufgabe, und nachhaltiges Wirtschaften und der Schutz unseres Planeten werden uns nur gemeinsam gelingen. Wir brauchen Dialog und den Erfahrungsaustausch, und ich bin schon gespannt auf Ihre Blickwinkel und Ihre Anregungen.

Wie weit wir auf unserem Weg zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Industriegesellschaft bereits gekommen sind, wie viel im Großen wie im Kleinen bereits geschieht und was wir immer noch voneinander lernen können – auch darum soll es heute gehen, im Gespräch mit Ihnen: Wissenschaftlerinnen und Politikern, Managern und Unternehmerinnen, Bürgerinnen und Bürgern. Sie sind im wahrsten Sinne Treiber der Energiewende. Sie tragen dazu bei, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Herzlichen Dank, dass Sie alle heute hier zusammengekommen sind. Und nun freue ich mich auf die Begegnung mit Ihnen! Ich danke Ihnen.