Videogrußwort beim Begrüßungskonzert des 60. Bundeswettbewerbs Jugend musiziert

Schwerpunktthema: Rede

Zwickau, , 25. Mai 2023

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 27. Mai beim Begrüßungskonzert des 60. Bundeswettbewerbs Jugend musiziert eine Videobotschaft übermittelt: "Jugend musiziert ist kein exklusiver Klub für Wunderkinder. Der Wettbewerb ist offen für alle jungen Menschen, die singen oder ein Instrument spielen [...] Beim gemeinsamen Musizieren lernen sie, einander zuzuhören, aufeinander zu achten, sich gegenseitig zu unterstützen. Und genau das brauchen wir in unserer Demokratie!"


Liebe Freundinnen und Freunde der Musik, es ist ein besonderes Bundesfinale, zu dem Sie an diesem Pfingstwochenende in der Musikstadt Zwickau zusammengekommen sind. Ein Finale Festivo, das viele Kulturbegeisterte auch an anderen Orten unseres Landes mitverfolgen. Gemeinsam feiern wir sechzig Jahre "Jugend musiziert", und wir feiern 2.500 junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland, die es im Jubiläumsjahr in die letzte Runde des Wettbewerbs geschafft haben. Allen Finalistinnen und Finalisten meinen herzlichen Glückwunsch aus dem Bellevue in Berlin!

Ihre Chancen, einmal in dieses Schloss eingeladen zu werden, stehen übrigens nicht schlecht. Es kommt öfter vor, dass Frauen und Männer, die am Wettbewerb teilgenommen haben, hier in Bellevue vorbeischauen: Anne-Sophie Mutter, Sabine Meyer, Tabea Zimmermann, Igor Levit oder Dorothee Oberlinger, alle die waren schon hier – Weltstars, die bei "Jugend musiziert" ihre ersten größeren Auftritte hatten.

Meine Damen und Herren, seit 1963 bringt dieser Wettbewerb Spitzentalente hervor, die Karriere in den großen Konzerthäusern machen; er hilft mit, den Nachwuchs für professionelle Orchester und Chöre zu sichern; er fördert, inspiriert und vernetzt junge Musikerinnen und Musiker. Und das Beste dabei ist: "Jugend musiziert" ist kein exklusiver Klub für Wunderkinder. Der Wettbewerb ist offen für alle jungen Menschen, die singen oder ein Instrument spielen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen Stücke aus verschiedenen Epochen, Kulturen und Genres auf die Bühne, präsentieren bekannte Werke oder eigene Kompositionen, setzen eine Fülle von Instrumenten ein, von der Harfe bis zum Schlagzeug. Beim gemeinsamen Musizieren lernen sie, einander zuzuhören, aufeinander zu achten, sich gegenseitig zu unterstützen. Und genau das brauchen wir in unserer Demokratie!

Mehr als eine Million Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben in den vergangenen sechzig Jahren bei "Jugend musiziert" mitgemacht, als Solisten oder im Ensemble. Viele von ihnen sind dabei zum ersten Mal vor größerem Publikum aufgetreten. Ich kann mir vorstellen, wie wahnsinnig aufregend das ist! Aber jeder Auftritt sorgt auch für Glücksmomente, stärkt das Selbstbewusstsein, spornt an und beflügelt. "Jugend musiziert" bietet jungen Menschen das, was sie brauchen, um ihr Talent zu entfalten, Respekt nämlich und Wertschätzung.

Mein Dank gilt heute allen Müttern, Vätern, Lehrerinnen und Erziehern, die Kinder und Jugendliche zur Musik hinführen und auf ihrem musikalischen Weg begleiten. Wer über kleine oder größere Krisen beim Üben hinweghilft, Ausdauer und Geduld einfordert, Leidenschaft und Kreativität fördert, Tuba oder Kontrabass zum Auftritt kutschiert und flatternde Nerven beruhigt, der hat einen anspruchsvollen Job. Aber der Einsatz lohnt sich, für jedes einzelne Kind und für uns alle!

Ich danke heute auch den Jurorinnen und Juroren, den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, den Förderern und Unterstützern, die "Jugend musiziert" überhaupt erst möglich machen. Und ich danke nicht zuletzt dem Deutschen Musikrat, der den Wettbewerb zu dem gemacht hat, was er heute ist: ein großes Glück für unser Land!

Zu diesem Bundesfinale sind Menschen aus allen Teilen unserer Republik nach Zwickau, Werdau, Meerane und Reichenbach im Vogtland gereist. Sie alle erleben in diesen Tagen die verbindende Macht der Musik. Robert Schumann, der große Romantiker aus Sachsen, hielt es für die Aufgabe des Künstlers, Licht in die Tiefe des menschlichen Herzens zu senden. Ich bin überzeugt: Gerade in diesen dunklen Zeiten des Krieges und der Krisen brauchen wir dieses Licht, um Kraft für unsere Aufgaben in Familie, Schule, Beruf und Gesellschaft zu gewinnen!

Meine Damen und Herren, Musik in dem Moment zu erleben, in dem sie entsteht, das ist besonders schön. Am allerschönsten aber ist es, sie dann zu erleben, wenn man sie selber macht. Lassen Sie uns überall in unserem Land dafür sorgen, dass junge Menschen Musik live und unmittelbar erfahren können, im Konzerthaus, im Proberaum oder beim Üben zu Hause!

Ich wünsche den Finalistinnen und Finalisten viel Erfolg, den Zuhörerinnen und Zuhörern tolle Konzerte – und uns allen ein schönes Pfingstfest im Geist der Musik.