Ich danke Ihnen für den herzlichen Empfang in dieser wunderbaren, aufregenden Stadt. Sie wissen es vielleicht: Es ist mein erster Besuch hier, und schon in den ersten 15 Stunden habe ich einige wichtige Dinge über Thailand gelernt. Zum Beispiel, dass es bei "scharf" einen Unterschied gibt zwischen "farang" spicy und "Thai" spicy – und es ist sicherlich nützlich, wenn man so etwas vor einem Mittagessen wie diesem hier weiß.
Wir wollen aber weniger über die Unterschiede zwischen farang und Thai reden als über Gemeinsamkeiten, auf denen die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern aufbauen. Lassen Sie mich das kurz an drei Punkten ausführen.
Erstens: Thailand und Deutschland kämpfen gemeinsam gegen die wohl größte Herausforderung, vor der die Menschheit steht, den Klimawandel und seine Folgen. Wir haben uns jeweils ambitionierte Ziele gesetzt, um in den nächsten Jahrzehnten klimaneutral zu werden. Dass sich Thailand bei der letzten Weltklimakonferenz, der COP28 dem Klimaclub angeschlossen hat, ist ein wichtiger Schritt für eine noch engere Zusammenarbeit unserer Länder in diesem Bereich. Beide verstehen wir Dekarbonisierung nicht als Bedrohung, sondern als Chance, als Booster für Innovation, Wachstum und Wohlstand. Ich bin sehr gespannt darauf, morgen in Ubon Ratchathani auch eine schwimmende Solaranlage und eine nachhaltige und klimaschonende Reis-Pilotfarm zu besichtigen – beides Projekte, in die auch deutsche Expertise eingeflossen ist.
Das bringt mich zu meinem zweiten Punkt: unsere wirtschaftliche Kooperation. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Thailands innerhalb der Europäischen Union. Etwa sechshundert deutsche Unternehmen sind in der bilateralen Handelskammer in Thailand aktiv, rund zweihundert deutsche Firmen beschäftigen an die 40.000 Menschen hier vor Ort. Und es gibt noch viel Potenzial: Wir sind dabei, unsere Beziehungen zu diversifizieren, genau wie unsere Lieferketten. Thailand ist für deutsche Unternehmen ein spannender Markt, erst recht mit einem Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Thailand.
Mein dritter Punkt ist unser gemeinsames Eintreten für die Geltung des Völkerrechts und die regelbasierte Weltordnung. Wenn die fundamentalen Prinzipen dieser Ordnung in Frage gestellt werden, sei es in unserer Nachbarschaft, in der Ukraine, sei es hier in Ihrer Nachbarschaft, in Myanmar, machen wir gemeinsam deutlich, dass wir weder Grenzverschiebungen noch Terrorismus oder Angriffe gegen die Zivilbevölkerung akzeptieren.
Unsere Länder verbindet eine starke politische und wirtschaftliche Partnerschaft. Aber gelebt wird diese Partnerschaft von den Menschen in unseren Ländern. Die Freundschaft zwischen Thais und Deutschen ist das Fundament dieser Partnerschaft. Und auch die Gastfreundschaft, die uns Deutsche hier so begeistert, und das gegenseitige Interesse an der Kultur gehören dazu.
Ich war überrascht, als ich kürzlich ein Fotobuch mit Schwarz-Weiß-Fotos aus meiner Heimatregion in Deutschland entdeckt habe: Es heißt, etwas selbstironisch, "Land des Lächelns" und zeigt den Alltag in der westdeutschen Provinz der 1980er Jahre. Gelächelt wird da allerdings nicht besonders viel – im Gegenteil, grimmige Gesichter blicken uns vom Titel entgegen. Allerdings: "Land des Lächelns", das verbindet man ja auch viel stärker mit Ihrem Land als mit meinem. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja auch sowas wie ein farang Lächeln und ein Thai Lächeln.
Lassen Sie uns also die Gläser erheben auf die Deutsch-Thailändischen Beziehungen, auf die Freundschaft. Cheers und chon gâew!