Festakt "25 Jahre Nordische Botschaften"

Schwerpunktthema: Rede

Berlin, , 21. Oktober 2024

25 Jahre Nordische Botschaften in Berlin: Zum Jubiläum hat Bundespräsident Steinmeier bei einem Festakt am 21. Oktober die enge Zusammenarbeit der fünf nordischen Länder gewürdigt: "Wir sind stolz, dass Deutschland der Ort solch einer großartigen Innovation war und dass unsere gemeinsame Geschichte uns heute auch darüber verbindet.“

Bundespräsident Steinmeier steht an einem Rednerpult und spricht

Es war im Jahr 1999, als der Amerikaner Bernard DeKoven den Begriff des Coworking prägte. Heute, 25 Jahre später, gibt es immer mehr sogenannte Coworking-Spaces, nicht nur in den großen Städten. Strom, Kaffeemaschine, schnelles Internet – viel mehr braucht es nicht. DeKoven beschrieb 1999 allerdings noch gar keinen Space, keinen Ort für Arbeit, sondern deren Art: Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit, Offenheit, Zugänglichkeit, das sind die fünf Kernwerte des Coworking, darum ging es ihm.

Es ist sicher nur ein historischer Zufall, aber im Jahr 1999 wurde dieser eindrucksvolle und so moderne Komplex als Sitz der Nordischen Botschaften in Berlin eröffnet. Fünf diplomatische Vertretungen auf einem gemeinsamen Gelände, das war etwas ganz Neues. Seither arbeiten die Botschaften Ihrer Länder, die Botschaften von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden in Berlin noch enger zusammen als anderswo, treffen gemeinsam relevante Stakeholder, organisieren Veranstaltungen, tauschen sich aus – untereinander und mit uns Deutschen. Sie teilen Ressourcen – und natürlich auch die Kaffeebar für die eine oder andere Fika. Man lernt hier voneinander, ist solidarisch. Hier spricht man Norwegisch, Dänisch, Deutsch, je nachdem, welche Gruppe gerade zusammensitzt. Aber, und das macht dieses Gelände zu etwas ganz Besonderem, jeden Tag öffnet die Kantine im Felleshus, eine der besten Berlins, für externe Besucherinnen und Besucher. Es gibt regelmäßig gemeinsame Ausstellungen. Ich kenne wirklich keine Botschaft, die offener ist und einen engeren Kontakt zur Bevölkerung hat.

Es ist aber weit mehr als eine Zweckgemeinschaft; hier lebt man die Freundschaft miteinander – und nutzt sie. Es geht nicht darum, alles zusammen zu machen. Wir finden hier EU-Länder, Euro-Länder, NATO-Länder, in unterschiedlichen Konstellationen. Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine und der Bedrohung der gesamten Ostflanke sind wir als Europäer noch enger zusammengerückt. Wir freuen uns, dass wir mit dem Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO nun mit allen nordischen Ländern gemeinsam den europäischen Pfeiler unserer Verteidigung stärken. Es geht darum, Interessen und Ressourcen zu bündeln. Und zusammen mehr zu erreichen – die Nordischen Botschaften haben diesen sehr europäischen Gedanken längst zur Perfektion gebracht.

Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sind sich nah – geografisch und habituell. Aber die Gelegenheit, auf einem gemeinsamen Botschaftsgelände noch enger zusammenzurücken, bot sich nur hier, nur in Berlin und nur zu jener Zeit, als auch Deutschland enger zusammenrückte. Erst der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren ließ uns die Teilung Europas überwinden. Erst der Umzug der bundesdeutschen Hauptstadt an die Spree legte den Grundstein für dieses weltweit einzigartige Projekt.

"Jeder für sich und doch gemeinsam" ist das Motto, das die dänische Königin Margrethe II. bei der Eröffnung für die Nordischen Botschaften ausrief. "Jeder für sich und doch gemeinsam" – die Nordischen Botschaften in Berlin leben seit 25 Jahren die Werte Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit, Offenheit, Zugänglichkeit. Sie waren, so kann man sagen, bereits ein Coworking-Space, lange bevor es so etwas überhaupt gab. Wie bei so vielen Dingen war der Norden Vorreiter, Early Adopter, seiner Zeit weit voraus.

Wir sind stolz, dass Deutschland der Ort solch einer großartigen Innovation war und dass unsere gemeinsame Geschichte uns heute auch darüber verbindet. Schön, dass Sie alle heute hier sind, und herzlich willkommen in Berlin!