Heute in den frühen Morgenstunden hat uns die traurige Nachricht erreicht: Horst Köhler, der neunte Bundespräsident unseres Landes, ist verstorben. Die Nachricht hat mich tief getroffen, und ich bin sicher: Viele Menschen in Deutschland trauern heute um ihren Bundespräsidenten. Unsere Gedanken sind heute bei seiner Frau und ihren Kindern, den Verwandten und den Freunden.
Mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat – für unser Land und in der Welt. Nachdem er 2004 ins Amt des Bundespräsidenten gewählt wurde, hat er sich schnell große Anerkennung und viel Sympathie erworben.
Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, es waren sein Glaube an die Stärke unseres Landes, an die Energie und die Kreativität seiner Menschen, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen.
Es waren aber auch seine oft klaren und längst nicht immer bequemen Mahnungen und Ansprachen, die ihm Anerkennung brachten.
Horst Köhler brachte reichhaltige internationale Erfahrung mit in sein Amt und wurde dafür weltweit geschätzt und geachtet – als Leiter der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London etwa oder als Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington.
Horst Köhler war überzeugt, dass ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören und auch zusammenpassen. Wenn er sagte: „Ich liebe unser Land“, dann war das sein Bekenntnis zu einem ebenso leidenschaftlichen wie aufgeklärten Patriotismus. Er prägte ein frisches Bild unseres Landes als einem „Land der Ideen“, bis heute unvergessen.
Horst Köhler trat vehement für eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft ein. In der Außenpolitik setzte sich Horst Köhler für internationale Zusammenarbeit, freien Welthandel und einen fairen Umgang mit Afrika ein, dem Kontinent, dem sein Herz gehörte und den er so gut kannte. Er war zutiefst überzeugt, dass Europa seine kolonialen Denkmuster ablegen und die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln müsse, um gemeinsam mit ihnen globale Herausforderungen anzupacken, Lösungen zu finden. Damit war er seiner Zeit weit voraus.
Mit der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung engagierten er und seine Frau sich seit 2006 für eine bessere medizinische Versorgung von Menschen, die an seltenen Erkrankungen leiden.
So sehr er viele Menschen mit seiner lockeren, manchmal auch unkonventionellen Art für sich einnehmen konnte, so wenig machte er es sich selber leicht. Er war ein sehr gewissenhafter Mensch, und dem, was er sagte und tat, waren meist lange und tiefe Reflexionen und Gespräche vorausgegangen.
So war es ihm auch ganz ernst, wenn er immer wieder mahnte, nicht die zu vergessen, die Hilfe und Solidarität, ja echte Zuwendung am meisten nötig haben, ob in der Welt oder hier bei uns im eigenen Land.
Kraftquelle war für Horst Köhler sein tiefer christlicher Glaube – den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war.
Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben. Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten.
Vielen Dank!